Sanft vom Licht durchschienen und matt glänzend, schmeichelnd weich in der Berührung und doch härter als Stahl, von der Natur geschaffen und vom Menschen bearbeitet – kein anderes Material wurde in China so sehr geliebt wie die Jade.

Der faszinierende Stein – in China bezeichnet Jade vor allem den Nephrit – kommt in subtilen Farbnuancen von milchig weiss über rosa und grün bis zu fast schwarz vor. Seine Härte und Zähigkeit stellt die Handwerker vor höchste Herausforderungen. Nur durch das Schleifen mit Quarzsand kann die Jade in Form gebracht werden und erst durch tagelanges Polieren offenbart sie ihren zauberhaften Glanz. Umso beeindruckender ist die Feinheit und der Detailreichtum der chinesischen Jadeobjekte.

Die Ausstellung lädt ein, die Jademiniaturen aus der Sammlung des Museums zu entdecken. Die kleinen, oft nur wenige Zentimeter grossen Skulpturen entfalten erst beim genauen Hinsehen ihren ganzen Charme. Begleitet werden sie durch grossformatige Aufnahmen des Zürcher Fotografen Felix Streuli. Seine Bilder erwecken die Objekte zum Leben, bringen sie zum Leuchten und enthüllen winzige Details. Die herausragenden Arbeiten bilden ein wunderbares Ensemble mit den Jadefiguren und sind Kunstwerke an sich.

Jade war in China seit frühester Zeit eng mit Macht und Status verbunden. Rangabzeichen aus Jade gehörten schon im 1. Jahrtausend v. Chr. zum Hofzeremoniell. Gleichzeitig wurde der Jade magische Fähigkeiten zugeschrieben. Als Talisman getragen schützte sie vor Unheil und Dämonen, als Medizin eingenommen stärkte sie die Gesundheit und als Grabbeigabe gewährte sie Unsterblichkeit und Ewigkeit.

Im 10. Jahrhundert begann man die antiken Jadeobjekte als Zeugnisse einer idealisierten Vergangenheit zu studieren und zu sammeln. Bald gehörte es unter den Mitgliedern der gebildeten Oberschicht zum guten Ton, eine exquisite Sammlung an Antiquitäten zu besitzen. Um die Nachfrage zu befriedigen, begannen die Jadewerkstätten Stücke im alten Stil nachzuahmen. Sie schufen aber auch neue Typen, die bei den wohlhabenden Schichten grossen Anklang fanden.

Die Faszination für Jade erlebte im 18. Jahrhundert einen weiteren Höhepunkt. Die Handwerker begannen die Jade zu kleinen, verspielten Skulpturen zu verarbeiten. Dabei nutzten die natürlichen Qualitäten des Materials, wie Farbwechsel oder Einschlüsse, geschickt in der Gestaltung ihrer Werke. Mit grenzenloser Fantasie und atemberaubender Raffinesse schufen sie verspielte Darstellungen von mythischen Wesen und Figuren, von Tieren und Pflanzen, ja sogar von Früchten und Gemüsen.



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